APRIL
Georgien | Dea Kulumbegashvili
Nina (stark gespielt von Ia Sukhitashvili) ist eine Hebamme, die auf dem Land arbeitet und gleich zu Beginn des Films mit den Folgen eines tragischen Vorfalls konfrontiert wird: Ein Säugling stirbt während einer Entbindung, und Nina sieht sich der wütenden Forderung des Vaters gegenüber, ihre vermeintlichen Fehler zu untersuchen. Dabei lebt Nina nur für ihre Arbeit, sie gilt als die beste Hebamme in der Umgebung und hat kein Privatleben. Doch die Untersuchung bringt Unerwartetes zutage: Nina scheint in der Region illegale Abtreibungen durchzuführen und zudem rezeptfreie Verhütungsmittel anzubieten. Diese Erkenntnisse erzeugen zusätzlichen Druck auf sie. Der Zorn des Vaters, der von ihrem Ruf erfährt, wirft einen Schatten auf Ninas bereits angegriffenes berufliches Ansehen und stellt all ihre ethischen Entscheidungen in Frage. Dea Kulumbegashvili gilt seit ihrem Debüt “Beginning” als größtes Talent des georgischen Kinos. Wieder zeigt sie uns das Innenleben einer radikalen Figur und deren erbarmungslose Lebensumstände. Kulumbegashvili filmt Ninas Geschichte in einer strengen und eindringlichen Bildsprache, die durch langanhaltende, statische Einstellungen und weitläufige Panorama-Aufnahmen geprägt ist. “April” erinnert mit seinem distanzierten Blick auf komplexe Realitäten an das Frühwerk eines Carlos Reygadas, ist in seiner Präzision und atmosphärischen Dichte aber sehr eigenständig. Während viele Filme das Thema Abtreibung oft emotional aufladen, entfaltet sich hier eine ungeschönte Darstellung von Ninas Herausforderungen. Diese Mischung aus Horrorfilm, Sozialstudie und poetischer Filmform wurde in Venedig mit dem Drehbuchpreis ausgezeichnet.
Koproduziert von
Regie: Dea Kulumbegashvili Drehbuch: Dea Kulumbegashvili Länge: 134 min Sprache: georgische OF / englische UT Produktionsland: Georgien, Italien, Frankreich Produktion: First Picture, Frenesy (Luca Guadagnino), Arte, Memo Films, Independent Film Project Cast: Ia Sukhitashvili, Kakha Kintsurashvili, Merab Ninidze Festivals: Venedig, Toronto, San Sebastián, Busan, New York, London Preise: Venedig Spezial Jury Preis, San Sebastián Zabaltegi Preis