Auf trockenen Gräsern

Synopsis

Wenn man fürs Filmemachen einen Nobelpreis bekommen könnte, dann wäre der türkische Autorenfilmer Nuri Bilge Ceylan längst der Topanwärter auf den Preis. Seine Meisterwerke wie „Uzak“, „Es war einmal in Anatolien“ oder „Winterschlaf“, begeisterten nicht nur die Filmfestivalbesucher auf der ganzen Welt, sie bilden mittlerweile auch einen ganz eigenen Kosmos mit Geschichten und einer Philosophie, die sich jedes Mal von Neuem Teile unserer Realität einverleibt. Das gilt auch für seinen neuesten Wurf. „Auf trockenen Gräsern – About Dry Grasses“ nimmt uns mit in ein verschneites, kleines anatolisches Dorf. Der Kunstlehrer Samet kehrt wieder heim. Er fühlt sich allen Bewohnern überlegen. Vor allem seinen Schülerinnen und Schülern. Er spielt mit den Grenzen seiner Autorität, gibt sich liberal und dann wieder distanziert. Dieses Spiel kippt, als er von zwei Schülerinnen beschuldigt wird, sich unangemessen verhalten zu haben. Was dann beginnt, ist nicht nur eine Jagd nach der Wahrheit, sondern eine hochintelligente Suche nach dem Sinn und Wert der Wahrheit an sich. Selbst die Künstlichkeit des Filmemachens selbst wird zum Thema in dieser dichten Folge von Dialogduellen, die sich mit nihilistischen, progressiven, atheistischen und psychologischen Ideen über die Deutungshoheit von Samets angeblichen Taten streiten.

Ceylan zeichnet in „Auf trockenen Gräsern – About Dry Grasses“ das Porträt eines Mannes, der von leeren Idealen besessen ist, der aber fest an ein von ihm selbst geschaffenes Wertesystem glaubt – jemanden, der ständig Anschuldigungen erhebt, sich ständig im Recht wähnt, nur um sich selbst seiner Sinnhaftigkeit zu vergewissern. Es ist visuell beeindruckendes Kino, provokant und voller durchdringender Ideen. Ceylan liefert ein intellektuelles Spektakel, das sich nur mit der Tiefe der Romane von Tolstoi vergleichen lässt. Das macht ihm im Kino so schnell keiner nach. Ein Geniestreich!

Koproduziert von

Offizieller Auslands-Oscar-Kandidat 2024 der Türkei.