Synopsis

Teheran bei Nacht. Aus einem fahrenden Auto stülpt sich eine Frau aus dem Seitenfenster, zieht sich den Tschador herab und brüllt ein kräftiges, lautes, erschütterndes „Fuck You“ in die schlafende Stadt. Es ist der einzige Moment von Freiheit und Lust, den Regisseur Ali Ahmadzadeh seinen Filmfiguren gönnt. Der Film ist ein Blick auf die Perspektiv- und Hoffnungslosigkeit der jungen Generation im Iran, die zwar international orientiert leben möchte, aber unter dem Mullah-Regime in fremdbestimmter Schockstarre vor sich hin existiert. Der Führer durch diese traurige, immer müde Welt ist Amir, ein Drogendealer. Wir sehen ihn, wie er zu Hause präzise und ruhig wie ein Apotheker seine Drogen sortiert und in kleine Döschen und Päckchen verpackt. Dann setzt er sich ins Auto und fährt nachts durch die Stadt zu seinen Kunden, denen er mit seinen halluzinogenen Mitteln ein wenig Erleichterung verschafft. Seine Kunden sind jung, verzweifelt, voller Ängste und Hemmungen. Keiner traut sich, von einer besseren Zukunft zu träumen. Amirs Drogen betäuben ihren Schmerz, aber mehr auch nicht.

„Critical Zone“ erreicht in seiner Kompromisslosigkeit auch für das immer kreative und vitale iranische Kino eine neue Ebene der Ausweglosigkeit. Als wären die gescheiterten Revolutionen der letzten Jahre und die Verhaftungen von Aktivistinnen und Filmemachern an einen emotionalen Nullpunkt gekommen, vermag es Ali Ahmadzadeh nicht, einen Silberstreif am Horizont für das iranische Volk zu finden. Der Film entfaltet seine Kraft durch sehr clevere Inszenierungen von engen Räumen, Hinterhöfen und klaustrophobischen Gängen. Im Kunstlicht der Straßenlaternen und Werbetafeln huschen die Figuren wie Geister durch eine Gesellschaft, die keine Heimat sein kann und allen den Halt verweigert. Für diesen kompromisslosen Stil wurde der Regisseur daran gehindert, das Land zu verlassen, da er „Critical Zone“ ohne offizielle Erlaubnis gedreht hat. Ihm droht Haft. Umso wichtiger war es, dass „Critical Zone“ beim Filmfestival von Locarno den Goldenen Leoparden bekam. Die Aufmerksamkeit schützt die Filmemacher vor weiteren Zugriffen der staatlichen Willkür. Auch deshalb ist „Critical Zone“ ein Pflichtprogramm für jeden Cinephilen.

Berlin

     
Montag, 04.12. 19.15 Uhr Kino in der KulturBrauerei, Saal 6 Tickets
    präsentiert von Maria Schrader  
Dienstag, 05.12. 22:00 Uhr Kino in der KulturBrauerei, Saal 5 Tickets
Sonntag, 03.12. 20.00 Uhr Delphi LUX, Saal 4 Tickets
       

München

     
Di 12.12. 21.30 Uhr City Kinos, Atelier 1 Tickets

 

OT: Mantagheye bohrani
Regie: Ali Ahmadzadeh
Drehbuch: Ali Ahmadzadeh
Produktionsland: Iran, Deutschland 2023
Produktion: Counter Intuitive film
Cast: Amir Pousti, Shirin Abedinirad, Maryam Sadeghiyan, Alireza Keymanesh
Länge: 99 min.
Sprache: Farsi OF / englische UT
Deutscher Verleih: /
Festivals: Locarno, Haifa, Thessaloniki, Singapur, Mannheim u.v.a.
Preise: Locarno Goldener Leopard als Bester Film, Haifa