Synopsis

Das Auto als soziale Druckkammer für gesellschaftliche und familiäre Konflikte ist ein Dauermotiv des iranischen Kinos. Panah Panahi fügt diesem Thema mit seinem Spielfilm „Hit the Road“ eine weitere Facette hinzu: Ein Auto hält am Straßenrand. Der Fahrer macht eine kurze Pause, streckt sich. Und peu à peu lernt man die Insassen des Wagens kennen. Es zeigt sich eine sehr seltsame Familienkonstellation: Die Mutter sitzt mit dem ältesten Sohn vorne. Hinten sitzt der Vater mit einem Fuß im Gips. Und dann ist da noch der jüngste Sohn, dessen überbordende Energie alle ziemlich auf Trab hält. Der Grund für diese Fahrt ist der wahre Antriebspunkt des Films, der auch erst langsam offenbart wird. Er führt in Abgründe und Ängste, die nicht nur die Mutter antreiben. „Hit the Road“ wird so zum Studium von Gesten und Stimmungen, die sich immer wieder entladen und neue, unerwartete Wendungen nehmen. In Gesprächen kommen so langsam die Geheimnisse der Familie ans Licht. Wie der Vater so der Sohn, könnte man im ersten Moment vielleicht sagen. Aber Panah Panahi erweist sich in „Hit the Road“ als eigenständiger Regisseur, der zwar viel von der Zuneigung und Empathie seines Vaters Jafar Panahi („Taxi Teheran“, „This Is Not a Film“) gelernt hat, aber dennoch in diesem Road Movie eine eigene Handschrift zu erkennen gibt. Leichthändig flicht Panahi popkulturelle Zitate in sein heiter-ernstes Road Movie, die der Erzählung selbst eine wunderbar ambivalente Dynamik verleihen. Von Kubrick bis Kiarostami reichen diese herrlichen augenzwinkernden Momente, die sich nie penetrant in den Vordergrund schieben. Gepaart mit der unvergesslichen Energie des jüngsten Darstellers ist dem iranischen Kino erneut eine spezifische und dennoch auch universell verständliche Familiengeschichte gelungen.

Around the World in 14 Films 2021, präsentiert von Lorna Ishema

Credits

+++ Berlin-Premiere +++

OT: Jaddeh Khaki
Regie: Panah Panahi
Drehbuch: Panah Panahi
Produktionsland: Iran 2021
Produktion: Mastaneh Mohajer, Jafar Panahi, Panah Panahi
Cast: Hassan Madjooni, Pantea Panahiha, Rayan Sarlak, Amin Simiar
Länge: 93 min.
Sprache: farsi OF / englische UT
Deutscher Verleih: /
Festivals: Cannes Quinzaine, Melborne, Karlovy Vary, New York, Athen, London, Tokyo, Singapur
Preise: London Bester Film, Singapur Bester Film