Synopsis

Die Aufmerksamkeit für das aktuelle ukrainische Kino war dieses Jahr auf allen internationalen Festivals sehr groß. Dabei zeigte sich eine erstaunlich junge, wilde, mutige Kinematografie, die trotz des russischen Angriffskrieges einen selbstbewussten Platz im europäischen Kino für sich beansprucht. Dabei zeigte sich auch, dass der ukrainische Film in erster Linie von starken weiblichen Stimmen vor und hinter der Kamera geprägt ist. Das erstaunliche Debüt „How is Katia“ von Christina Tynkevych ist ein hervorragendes Beispiel für dieses Kino. Anna (wunderbar: Anastasia Karpenko) ist eine alleinerziehende Mutter, die als Rettungssanitäterin ein Leben im ständigen Alarmzustand verbringt. Sie will sich und ihrer Tochter eine einigermaßen sichere Zukunft sichern. Doch alle Pläne und Hoffnungen zerbersten, als Annas Tochter Katja von einem Auto angefahren wird. Annas hektisches Alltag gerät weiter ins Schlingern, weil sie nicht lockerlässt und probiert, die Täter zu überführen. Aber Gerechtigkeit, das muss Anna schmerzhaft lernen, ist nicht garantiert. Korruption, Vetternwirtschaft und Gewalt prägen die ukrainische Gesellschaft, die der Film ziemlich kompromisslos und düster porträtiert. Die Kamera heftet sich an Annas Versen, hechtet ihr atemlos hinterher. Eine Mutter im Ausnahmezustand, die sich einen moralischen Kampf nach dem nächsten liefert. Wenige Filme haben es dieses Jahr geschafft, derart nachfühlbar die steigende Ohnmacht und Verzweiflung einer Figur in Bilder zu fassen. Der Film klagt das alte, verkommene politische System der Ukraine an. Und obwohl die Welt, in der Anna kämpft und rennt, noch eine Welt vor dem russischen Angriffskrieg ist, wird man das Gefühl nicht los, dass die Zukunft der Ukraine nur aus dem Geist und dem Lebenseifer einer Anna entstehen kann. Auch darin wirkt der Film fast prophetisch. Für diese Energie und Vision wurde „How is Katia“ bei den Filmfestspielen in Locarno mit dem Special Jury Prize Ciné+ ausgezeichnet und die Hauptdarsteller Anastasia Karpenko gewann den Preis als beste Darstellerin in der wichtigsten Nebenreihe Concorso Cineasti del presente.

Around the World in 14 Films 2022, präsentiert von Aelrun Goette – in Anwesenheit von Regisseurin Christina Tynkevych

Credits

+++ Berlin-Premiere +++

OT: Yak Tam Katia?
Regie: Christina Tynkevych
Drehbuch: Christina Tynkevych, Serhii Kastornykh, Julia Gonchar, Natalia Blok
Produktionsland: Ukraine 2022
Produktion: Evos Film Olga Matat
Cast: Anastasia Karpenko, Yekateryna Kozlova, Tetyana Krulikovskaya, Oleksii Cherevatenko, Iryna Verenych-Ostrovska
Länge: 101 min.
Sprache: ukrainische OF / englische UT
Deutscher Verleih: /
Festivals: Locarno, Kharkiv, CinEast, Warschau, Stockholm, Cork, Mannheim u.v.a.
Preise: Locarno Spezial Jurypreis Filmmakers Of The Present und Beste Schauspielerin