Synopsis

50 Shades of Blue: Die scheinbar unendliche Vielfalt und Poetik von Meeres- und Wellenbildern stehen im Mittelpunkt einer kontemplativen filmischen Reise durch das Mittelmeer. Die internationale Crew des Segelschiffs „Don du Vent“ besteht aus diversen Gestalten und Lebensläufen. Nach einer Klippenwanderung folgen wir den jungen Frauen und Männer aufs Meer. Sie reisen von Marseille über Korsika nach Nordafrika; und folgen damit den Spuren der französischen Fremdenlegion. In Briefen, Fotografien und tiefen sehnsuchtsvollen Blicken und Körpern tastet der Film nach unterschiedlichen historischen und kulturellen Artefakten, die die Welt und Existenz der einstigen Elitetruppe geformt haben. Immer wieder löst sich die Kamera vom Geschehen auf dem Boot, driftet in die Tiefen des Meeres, offenbart Schätze und Vergessenes einer untergegangenen Lebensform. Damit schwingt sich „Human Flowers of Flesh“ auf zu einer Meditation über den Mittelmeerraum, ohne die dunklen, kolonialen Kapitel zu ignorieren. Und wenn ein gewisser Denis Lavant als Legionär im Bild auftaucht, gräbt Regisseurin Helena Wittmann einen intelligenten, filmhistorischen Tunnel zu Claire Denis‘ Meisterwerk „Beau Travail“, der die Körper- und Liebeswelten der Fremdenlegion in ikonische Bilder fasste. Wieder beweist Helena Wittmann, dass sie zu den visuell eigenständigen Stimmen des deutschen Gegenwartskinos gehört. Wie schon ihre poetische Atlantiküberquerung „Drift“, mit dem sie debütierte, wird auch ihr zweiter Film „Human Flowers of Flesh“ zu einer trancehaften Seherfahrung, mit aufrüttelnden Momenten, wie dem traumhaften Herausschälen eines Flugzeugwracks am Meeresgrund. Eine Sequenz, die selbst Unterwasser-Regisseure wie James Cameron vor Neid erblassen lassen müsste. Damit bezieht der Film eine radikale, moderne und eigenständige Position im deutschen Kino. Kontemplativ, kreativ und emotional ist dieses Werk, das wie das ferne Echo einer persönlichen Erinnerung uns berührt und dafür Bilder von magisch-wabernder Mehrdeutigkeit findet. Eine Leistung, die „Human Flowers of Flesh“ nach seiner Weltpremiere im Wettbewerb des Filmfestivals von Locarno auf die Leinwände von New York, Mar del Plata, Wien und Gent gebracht hat.

Around the World in 14 Films 2022, präsentiert von Julian Radlmaier – in Anwesenheit von Regisseurin Helena Wittmann

Credits

+++ Berlin-Premiere +++

OT: Human Flowers of Flesh
Regie: Helena Wittmann
Drehbuch: Helena Wittmann
Produktionsland: Deutschland, Frankreich 2022
Produktion: Fünferfilm, Tita Productions
Cast: Angeliki Papoulia, Ferhat Mouhali, Gustavo de Mattos Jahn, Ingo Martens, Mauro Soares
Länge: 106 min.
Sprache: französisch, englisch, portugiesisch, berber, serbokroatische OF / deutsche UT
Deutscher Verleih: Grandfilm
Festivals: Locarno, Hamburg, New York, Gent, Viennale, AFI u.v.a.