Synopsis

Die erste Einstellung des Films ist ein geniales Meisterwerk der langen Einstellung. Die Kamera schwenkt über die Straßenszene eines Ausgehviertels zu einer Gruppe junger Männer, die trinken und feiern, und endet in einem Motorradunfall. Damit beginnt „Inside the Yellow Cocoon Shell“ und damit einer der wundersamsten Debütfilme des Jahres. Im Zentrum steht der junge Thien. Als er – in einem Massagesalon – erfährt, dass seine Schwägerin bei dem besagten Motorradunfall starb, muss er sich plötzlich um ihren fünfjährigen Sohn Dao kümmern. Onkel und Neffe machen sich auf den Weg, raus aus der Stadt zurück aufs Land, um an den Beerdigungsfeierlichkeiten teilzunehmen. Thien selbst möchte die Reise auch dazu nutzen, seinen Bruder zu finden, der seine Familie vor vielen Jahren verlassen hat. Die Reise in die Heimat wird jedoch zu einer Suche nach dem Geheimnis des Lebens, und zufällige Begegnungen – mit einer früheren Geliebten, einem Kriegsveteranen, der sich an Kriegszeiten erinnert – bieten dem jungen Thien die Möglichkeit, sich mit den Geistern seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen.

Bei seiner Weltpremiere bei den Filmfestspielen von Cannes in der Reihe Quinzaine des Cineastes wurde die Premiere des Films von den Besuchern als fast psychedelische Erfahrung beschrieben. Regisseur Phạm Thiên Ân durchzieht seine mythische Geschichte mit Bildern von biblischer Symbolik, lädt die Reise der beiden Männer in den Dschungel hypnotisch auf und erinnert nicht von ungefähr an das frühe Kino des thailändischen Bildermagiers Apichatpong Weerasethakul, aber auch des sowjetischen Meisters Andrei Tarkowski. Denn wie bei seinen Vorbildern ist „Inside the Yellow Cocoon Shell“ vor allem ein Film der Zeitläufe und Zeiterfahrung inszeniert und gehört damit zum sehr beliebten Genre des metaphysischen „Slow Cinema“. Doch trotz aller Vergleiche ist der junge, vietnamesische Regisseur ein Bilderkünstler aus eigenem Recht. Eine neue, frische Stimme des Weltkinos, die voller Sensibilität die entscheidenden Fragen zur Natur des Lebens und des Todes, des Glaubens und der Spiritualität stellt, und sich gleichzeitig bewusst ist, dass es auf keine dieser Fragen eine eindeutige Antwort geben kann. Dafür gab es in Cannes die prestigeträchtige Goldene Kamera für den besten Debütfilm des Festivals.

Berlin

     
Mi 06.12. 19.30 Uhr Kino in der KulturBrauerei, Saal 5 Tickets
    präsentiert von Julian Radlmaier  
Fr 08.12. 20.00 Uhr Rollberg Tickets
       

München

     
Sa 16.12. 18.15 Uhr City Kinos, Atelier 2 Tickets

 

OT: Bên Trong Vỏ Kén Vàng
Regie: Pham Thien An
Drehbuch: Pham Thien An
Produktionsland: Vietnam, Singapur, Frankreich, Spanien 2023
Produktion: JK Film, Potocol, Deuxième Ligne Films, Zorba Production, Fasten Films
Cast: Le Phong Vu, Nguyen Thi Truc Quynh, Nguyen Thinh, Vu Ngoc Manh
Länge: 178 min.
Sprache: Vietnamesische OF / englische UT
Deutscher Verleih: /
Festivals: Cannes, Reykjavik, Jerusalem, Melbourne, Toronto, San Sebastián, New York, BFI u.v.a.
Preise: Cannes Caméra d’Or Bestes Debüt, Pinyao