Synopsis

Jafar Panahi braucht Urlaub. Der Regisseur hat sich dafür ein kleines Dorf an der iranisch-türkischen Grenze gesucht. Er übernachtet in einer Pension und wird für die Dorfbevölkerung zu einer wunderlichen Attraktion. Was die Bewohner nicht wissen: Panahi befindet sich gerade mitten in Dreharbeiten für einen neuen Film. Sein Team ist hinter der Grenze in der Türkei und Panahi gibt Regieanweisungen über seinen Laptop. Tagsüber macht er Fotos vom Treiben im Dorf und fotografiert ein junges, sich küssendes Paar unter einem Baum. Dieses Foto löst eine heikle, chaotische und mit der Zeit auch bedrohliche Revolte aus. Denn die junge Frau auf dem Foto ist einem anderen jungen Mann versprochen. Der Treuebruch soll bestraft werden, doch dafür braucht es das Beweisfoto. Aber Panahi verweigert die Kooperation und gerät somit selbst in Gefahr. „No Bears“ ist ein Geniestreich. Wieder begeistert der mittlerweile inhaftierte und mit einem Berufsverbot belegte Regisseur Panahi mit einem doppelbödigen Vexierspiel, das nach den Grenzen des engagierten Künstlers im heutigen Iran fragt. Er reflektiert dabei nicht nur seine eigene Lage, sondern stellt schmerzhafte Fragen nach innerem und äußerem Exil. Dabei denkt er so offen wie nie zuvor über die Gefahren seiner eigenen Bilder nach, denn wie in Michelangelo Antonionis Meisterwerk „Blow Up“ wird hier die Existenz einer Fotografie zur politisch-philosophischen Auseinandersetzung über die Grenzen der Realität. „No Bears” ist wütender und auch fatalistischer als die vorangegangenen Filme Panahis. Seine eigene Lage könnte schlimmer nicht sein. Inhaftiert im berüchtigten Evin-Gefängnis, ist er in diesen Tagen ganz auf sich allein gestellt. Bei den Filmfestspielen von Venedig gewann Panahi den Preis der Jury. Zum ersten Mal konnte man kein Video von ihm sehen. Nur eine Mitteilung konnte verlesen werden. Umso wichtiger ist es, „No Bears“ jetzt zu sehen. Panahi glaubt an einen anderen Iran. Seine Filme ergeben mittlerweile eine Roadmap der Freiheit. In seinen Geschichten entscheiden die Iraner sich, keine Bären mehr aufbinden zu lassen. Dann verschwindet ihre Angst. Dann beginnt ihre Zukunft.

Around the World in 14 Films 2022, präsentiert von Pegah Ferydoni

Credits

+++ Berlin-Premiere +++

OT: Khers Nist
Regie: Jafar Panahi
Drehbuch: Jafar Panahi
Produktionsland: Iran 2022
Produktion: JP Production (Jafar Panahi)
Cast: Jafar Panahi, Naser Hashemi, Vahid Mobaseri, Bakhtiar Panjei, Mina Kavani, Narjes Delaram, Reza Heydari
Länge: 107 min.
Sprache: farsi, azeri, türkische OF / Englische UT
Deutscher Verleih: /
Festivals: Venedig, Toronto, Zürich, Reykjavik, New York, Busan, London, Viennale, Hong Kong u.v.a.
Preise: Venedig Spezialpreis der Jury