Synopsis

Ganz China ist ein Kriminalfall. Diesen Eindruck kann man bekommen, wenn man die wichtigsten chinesischen Festivalfilme der letzten Zeit ansieht. Überall Mord, Verrat, Diebstahl. Das sind auch die wesentlichen Bestandteile von Shunjun Weis drittem Spielfilm „Only the River Flows“, der dieses Jahr im offiziellen Programm von Cannes seine Weltpremiere feiern konnte. Dieses äußerst komplexe Kinopuzzle ist eine Neo-Noir-Detektivgeschichte, die auf der Kurzgeschichte „Mistake by the River“ von Yu Hua basiert. Ein brutaler Mord erschüttert das ländliche China in den 1990er Jahren. Als eine alte Dame am Flussufer tot aufgefunden wird, übernimmt Chefinspektor Ma Zhe den Fall. Schnell gibt es einen Hauptverdächtigen: Ein geistig behinderter Mann, der bei der Alten gewohnt hat. Für alle scheint der Fall damit gelöst, doch Ma Zhe ermittelt weiter. Eine Musikkassette, die in der Handtasche der Toten gefunden wird, bringt den Inspektor auf ganz andere verschlungene Pfade, vorbei an mörderischen Femme Fatales, betrügerischen Gangstern und einem Friseur, der sich gerne als Täter anbietet. Mit der Zeit pflastern immer mehr Leichen den Weg von Ma Zhe, der immer wieder genötigt wird, den Fall endlich ad acta zu legen. Doch Zhe spürt, dass etwas nicht stimmt und dass der wahre Mörder noch auf freien Fuß ist.

„Only the River Flows“ ist ein wahres audiovisuelles Fest von einem Film. Regisseur Shunjun Wei legt besonderen Wert auf Stimmung und ist souverän im Aufbau von Spannung. Die düsteren Bilder des Films sind häufig getränkt von großen Regenmassen, die über die Kleinstadt Banpo niedergehen. Die Sicht auf die Handlung wird so nie klar. Und das ist der ganze Spaß an der Sache. Wie in Howard Hawks „The Big Sleep“ geht es gar nicht darum, das Rätsel des Mordfalls zu lösen, sondern dabei zuzusehen, wie die Figuren auf der Suche nach der Lösung sich langsam selbst aufzulösen beginnen. Ein trauriger Film, in verblichenen Farben. Der Film wurde komplett auf 16mm gedreht. Ein Novum für das Digitalfilmland China und ein überzeugendes Mittel, um die Stimmung der Geschichte zu unterstreichen.

Berlin

Do 07.12. 22.00 Uhr Kino in der KulturBrauerei, Saal 6 Tickets
Fr, 08.12. 22:00 Uhr Kino in der KulturBrauerei, Saal 8 Tickets
präsentiert von Michael Koch
Do, 05.12. 20.30 Uhr Delphi LUX, Saal 4 Tickets

München

Fr 15.12. 22.00 Uhr City Kinos, Atelier 2 Tickets

 

OT: He bian de cuo wu
Regie: Wei Shujun
Drehbuch: Wei Shujun, Kang Chunlei, Yu Hua
Produktionsland: China 2023
Produktion: KXKH Film
Cast: Yilong Zhu, Chloe Maayan
Länge: 101 min.
Sprache: Mandarin OF / englische UT
Deutscher Verleih: Rapid Eye Movies
Festivals: Cannes, Jerusalem, New Zealand, Darwin, Vancouver, BFI, Busan, Bergen, Viennale u.v.a.
Preise: Manaki Brothers, Pinyao zwei Preise