Synopsis

Familie Petrov hat die Grippe, und damit Fieber, Husten und Schüttelfrost. Die Kälte- und Hitzewellen, die dadurch abwechselnd die Leinwand erschüttern, werden unweigerlich auch die Temperatur im Publikum erhöhen. Denn Kirill Serebrennikovs Film reißt einen mit, entzieht einem die Immunität gegenüber einer musterbrechenden Erzählung und löst ein wahres Delirium aus. Aber von diesem Fieber lässt man sich gerne infizieren, vor allem weil eine stringente Inhaltsangabe kaum möglich ist. Über mehrere Tage hinweg begleiten wir den gleichnamigen, nicht ganz gesunden Petrov sowie andere Figuren, wie seine Ex-Frau, die mit einem manischen Morddrang kämpft, oder einen vor Jahren verstorbenen Freund auf einer Reise durch ein verschneites Moskau, das von einer schmerzhaften Verwandlung gezeichnet ist. Das von Korruption und Hilflosigkeit zerfressene Land zeigt keine Anzeichen der Hoffnung mehr; doch dann geht es richtig los: durch zwielichtige Kneipen, Schulturnhallen, Künstlerhöhlen, Stadtbibliotheken, Wohnwageninterieurs und Straßenhinrichtungen. Immer wieder schwingt sich der Film auf und verlässt die Zeitebenen, erzählt vom Grauen der Sowjetunion, aber auch von der Leere danach. Der ganze Film ist im Wesentlichen eine Reise durch Fantasien, Träume, Erinnerungen und Geheimnisse, eine Geschichte über Nähe und Ferne in der Familie. Basierend auf dem preisgekrönten Roman von Alexei Salnikov ist „Petruv’s Flu“ ein Stück filmischer Poesie, das sich der brutalen Realität widersetzt, ein atemberaubendes urbanes Märchen und ein mitreißend wütender Schrei.

Around the World in 14 Films 2022, präsentiert von Regine Zimmermann – in Anwesenheit von Schauspielerin Varvara Shmykova

Credits

+++ Berlin-Premiere +++

OT: Petrovy v grippe
Regie: Kirill Serebrennikov
Drehbuch: Kirill Serebrennikov, nach dem gleichnamigen Roman von Alexey Salnikov
Produktionsland: Deutschland, Frankreich, Russland, Schweiz 2021
Produktion: Hype Film Ilya Stewart, Razor Film Roman Paul und Gerhard Meixner
Cast: Semyon Serzin, Chulpan Khamatova, Yuri Kolokolnikov, Alexander Ilin, Vladislav Semiletkov
Länge: 145 min.
Sprache: russische OF / englische UT
Deutscher Verleih: Farbfilm
Festivals: Cannes, Jerusalem, San Sebastián, Taipeh, Cluj, München, Hong Kong, New York u.v.a.
Preise: Cannes CST Artist Technician Preis, Bestes Sounddesign Russian Guild of Film Critics