Synopsis

1988 kommt eine junge, hochschwangere Frau in eine peruanische Klinik. Georgina (Pamela Mendoza) stammt aus einer armen ländlichen Gegend in den Anden. Die Klinik verspricht ihr eine medizinische Versorgung, die sie sich nicht leisten kann. Doch nach der Entbindung wird ihr das Neugeborene weggenommen. Angeblich wegen einer Routineuntersuchung. Doch Georgina sieht ihr Kind nie wieder. Sie wird Opfer eines groß angelegten Kinderhändlerrings. Ihr Ehemann radikalisiert sich nach dem Vorfall. Georgina fühlt sich alleingelassen. Niemand will der jungen Frau helfen, bis sie endlich den Journalisten Pedro kennenlernt. Er hört zu und beginnt zu recherchieren. Stück für Stück deckt er dadurch einen ungeheuerlichen Skandal auf … „Song Without A Name“ ist das erstaunliche Debüt von Melina León, die ihre Geschichte in einem formal sehr strengen Korsett erzählt. Schwarzweiß und im 4:3-Format gedreht, entwickelt der Film den Sog eines kafkaesken Klagelieds. Denn die Recherchen des Journalisten stehen in einem schönen Genrekontrast zur sozialen Genauigkeit mit der León peruanische Traditionen und Folklore einfängt. Der Film basiert auf wahren Begebenheiten und ist Ismael León gewidmet. Der Vater der Regisseurin gründete mitten in der peruanischen Demokratiebewegung 1981 mit La Républica die bis heute größte Tageszeitung des Landes. Der erste Aufmacher war eine Investigativ-Geschichte über den illegalen Kinderhandel in Peru, der aufdeckte, dass die entführten Kinder vor allem an amerikanische und europäische Paare verkauft wurden. Wie aktuell „Song Without A Name“ auch noch für das heutige Peru ist, zeigte sich erst letztes Jahr mit Nachrichten über einen aufgeflogenen Kinderhändlerring, der über mehrere Jahre von einem prominenten Vertreter der peruanischen Polizei gedeckt wurde. Auch diesen Opfern setzt León mit ihrem kraftvollen Debüt ein Denkmal.

Around the World in 14 Films 2019, präsentiert von Ursina Lardi – in Anwesenheit von Regisseurin Melina León

Credits

+++ Berlin-Premiere +++

OT: Canción sin nombre
Regie: Melina León
Drehbuch: Melina León, Michael J. White
Produktionsland: Peru, Spanien, USA 2019
Produktion: La Vida Misma Films, MGC, La Mula Producciones, Bord Cadre Films
Cast: Pamela Mendoza Arpi, Tommy Párraga, Lucio Rojas, Maykol Hernández, Lidia Quispe
Länge: 97 min.
Sprache: quechua/spanische OF / englische UT
Deutscher Verleih: /
Festivals: Cannes, Jerusalem, El Gouna, AFI, Zürich, Vancouver, Mill Valley, Gent, Pingyao, Chicago, Thessaloniki, Stockholm u.v.a.
Preise: München CineVision, Vina del Mar, Thessaloniki Spezial Jury-Preis Beste Regie, Stockholm Bester Film und Beste Kamera