Synopsis

Der Installationskünstler Ali Cherri gehört zu den am häufigsten ausgestellten Künstlern des Libanons. Seine Ein- oder Mehrkanal-Installationen werden gezeigt in der Tate Modern in London, im Guggenheim Museum in New York City, im Centre Georges Pompidou in Paris oder auf der Kunstbiennale von Venedig. Dort erhielt Cherri dieses Jahr den Silbernen Löwen für seine Videoinstallation, aus denen auch der Spielfilm „The Dam“ entstanden ist. Poetisch und politisch, realistisch und fantastisch, eng mit einem bestimmten Ort und einer bestimmten Zeit verbunden und doch über Landkarten und Epochen hinausgehend, ist „The Dam“ eine allgemeingültige Parabel über zivilisatorischen Aufbau und Zerstörung. Der Held des Films, der im Nordsudan rund um den riesigen Merowé-Staudamm gedreht wurde, ist Maher (Maher El Khair), ein Maurer, ein Saisonarbeiter aus Darfur, der sich abends in die Wüste schleicht, um eine mächtige Figur aus Lehm zu formen. Lehm ist ein mythisches Material, aus dem Städte, Götter und sogar Menschen geschaffen wurden; ganze Welten und Glaubensvorstellungen entstanden aus Lehm und wurden wieder zu Staub. Davon sprechen die Legenden und Mythen von Mahers Vorfahren. „The Dam“ beobachtet in Kapiteln (die nach den Elementen benannt sind und zu denen nicht nur „Erde“, „Wasser“, „Luft“ gehören, sondern auch „Revolution“ oder „Kapitalismus“), wie unterschiedliche Kräfte sich auf das Schicksal von Gesellschaften und Natur auswirken. Das ist ein Kino, das sich schwer in klassischen dramaturgischen und narrativen Kategorien fassen lässt. Gewaltig, voller Fantasie und Kreativität. Bedrohlich lodert die Leinwand. Cherri stellt die Frage, ob sich eine Kraft der ewigen Zerstörung der Dinge in den Weg stellen wird. Das ist in seiner Wucht kein Resultat eines betulich, exotischen Ethnografie-Kinos. „The Dam“ ist knallhartes, hochgradig politisches Kino, das jeden zwingt, sich mit unserem Verhältnis zur Welt auseinanderzusetzen. Die Jury auf der Biennale in Venedig fasste es bei der Übergabe des Silbernen Löwen so: „Eine Meditation über Erde, Feuer und Wasser, die aus einer konstruktiven Perspektive in eine mythische Dimension führt.“ Genau so ist es. Die Bilder von Ali Cherri sind gerade State of the Art. Oder anders: Pflichtprogramm.

Around the World in 14 Films 2022, präsentiert von Vincenzo Bugno – in Anwesenheit von Regisseur Ali Cherri

In Kooperation mit dem World Cinema Fund (WCF) der Berlinale

Credits

+++ Berlin-Premiere +++

OT: All-Sadd / Le barrage
Regie: Ali Cherri
Drehbuch: Ali Cherri, Geoffroy Grison in Zusammenarbeit mit Bertrand Bonello
Produktionsland: Frankreich, Sudan, Libanon, Deutschland, Serbien, Katar 2022
Produktion: Kino Elektron, Galerie Imane Fares, DGL Travel, Twenty Twenty Vision, WCF
Cast: Maher El Khair
Länge: 80 min.
Sprache: arabische OF / englische UT
Deutscher Verleih: /
Festivals: Cannes, New York, Fameck, Bergen, Tokyo u.v.a.