Synopsis

„Who lives, who writes, who tells your story” – heißt es im Hit-Musical „Hamilton“. Und die Frage nach der Kontrolle über das eigene Narrativ ist das eigentliche Thema von Sophie Linnenbaums herrlich durchgeknallter Diskurskomödie „The Ordinaries”. Die junge Paula will nicht wie ihre eigene Mutter ein Leben als Nebenfigur fristen. Wenig Dialoge, kaum Handlung, keine Heldenreise. Paula träumt von einem Leben als Hauptfigur und besucht dafür auch die geeignete Schule. Doch das Hauptfiguren-Abitur erweist sich als knifflig. Die junge Frau muss beweisen, dass sie eine eigene Geschichte überhaupt tragen kann. Dazu muss sie todesmutig an steilen Klippen hängen oder lauthals schreien. Aber im Fach „emotionale Musikerzeugung“ ist die Klassenbeste miserabel. Der Soundtrack ihres Heldinnenlebens will ihr einfach nicht gelingen. Und so beginnt ihre eigentliche Reise zu sich selbst. In dem Paula das seltsame Schicksal ihres verstorbenen Vaters erkundet, gerät sie an die Ränder ihrer Welt, in der sich filmische Grenzen und Wunden auftun, die Paula am Ende vielleicht erlauben werden, die Heldenmelodie ihres Herzens zu hören. „The Ordinaries“ traut sich Dinge, die im deutschen Kino ungewöhnlich sind. Eine intelligente, hervorragend durchdachte und auch visuell einfallsreiche Sci-Fiction-Komödie sieht man nicht häufig. Dabei zitiert Regisseurin Linnenbaum große Vorbilder des Hollywoodkinos. Man fühlt sich erinnert an die Welten von Steven Spielbergs in „A.I.“ oder an die Fabulierlust der Wachowski-Geschwister in „Matrix“. Dabei zielt der Film gar nicht so sehr auf die Überwältigung der Schauwerte, sondern versteht sich als intelligente Parabel auf unsere Zeit, in der jeder danach giert, zum Influencer seines eigenen Lebens zu werden. Paulas Reise zu sich selbst wird aber zu einem Moment der ehrlichen Selbsterkenntnis für alle, die sich den narrativen Illusionen des Metaverses oder Second-Lifes hingeben, und sich am Ende im unendlichen Kaninchenbau der digitalen Welt verlieren. Gewinnerin des First Steps Award 2022!

Around the World in 14 Films 2022, präsentiert von Andrea Hohnen – in Anwesenheit von Regisseurin Sophie Linnenbaum

Credits

+++ Berlin-Premiere +++

OT: The Ordinaries
Regie: Sophie Linnenbaum
Drehbuch: Sophie Linnenbaum, Michael Fetter Nathansky
Produktionsland: Deutschland 2022
Produktion: Bandenfilm (Laura Klippel, Britta Strampe), ZDF – Das kleine Fernsehspiel, Filmuniversität Babelsberg
Cast: Fine Sendel, Jule Böwe, Henning Peker, Sira Faal, Noah Tinwa, Denise M’Baye, Pasquale Aleardi
Länge: 120 min.
Sprache: deutsche OF / englische UT
Deutscher Verleih: Not Sold & Port au Prince
Festivals: München, Karlovy Vary, Filmkunstfest MV, Oldenburg, Leipzig, Zürich, Köln u.v.a.
Preise: München Förderpreis Neues Deutsches Kino und Beste Regie, New Faces Award Film, First Steps Awards Abendfüllender Spielfilm