Synopsis
Einen Tag auf einer tunesischen Feigenplantage verbringt man in Erige Sehiris Spielfilmdebüt „Under The Fig Trees“. Man begleitet eine Gruppe von Sommerarbeiter:innen, sieht dabei zu, wie sie die Früchte ernten, wie unterschiedliche Klassen und Geschlechter, Bekanntschaften und Liebschaften zwischen den Ästen und im Schatten der Bäume entstehen, sich annähern und wieder auseinander wandern. Es gibt hormongesteuerte Teenager, die hier ihren Sommerjob etwas lustlos, aber fingerfertig vollbringen; und es gibt die älteren Profis, vorwiegend Frauen, die mit vielen Tipps beweisen, dass sie wirklich alles über das Feigenpflücken wissen. Man isst gemeinsam, singt und plauscht. Doch das Treiben wird immer wieder von Geschichten durchzogen, die sich zwischen einigen Figuren abspielen. Zwei verliebte Teenager finden wieder zueinander, nachdem sie sich jahrelang aus den Augen verloren haben. Eine junge Frau probiert, den Kontakt zu ihrem ehemaligen Verlobten wiederherzustellen. Ein anderer Erntehelfer probiert alles, um seinen Job zu behalten, auch wenn der Plantagenbesitzer ihn ständig entlassen will. Die tunesische Regisseurin Erige Sehiri versteht es wunderbar, den kleinen Klassizismus zwischen den Figuren herauszuarbeiten. In Gesten und Worten zeigen sich die Unterschiede zwischen den Ständen und Geschlechtern. Und obwohl die Feigenpflücker meinen unter sich zu sein, stehen sie dann doch unter der ständigen Beobachtung des Besitzers. Die Überwachung bestimmt das Verhalten der Figuren geheim und unterschwellig. Keiner kann so sein, wie er sein will. Alle spielen eine Rolle, verstecken Gefühle und Leidenschaften. Damit wird „Under The Fig Trees“ zu einem wahren Panorama der tunesischen Gesellschaft. Dafür findet Sehiri sonnendurchflutete, naturverliebte Kinobilder, die fast vergessen lassen, dass wir es mit einem Spielfilm und nicht mit einer Dokumentation zu tun haben. „Under The Fig Trees“ feierte seine Weltpremiere bei den Filmfestspielen von Cannes, und zwar in der wichtigen Nebenreihe Quinzaine des Réalisateurs.
Around the World in 14 Films 2022, präsentiert von Vincenzo Bugno – in Anwesenheit von Regisseurin Erige Sehiri
In Kooperation mit dem World Cinema Fund (WCF) der Berlinale
Credits
+++ Berlin-Premiere +++ |
|||
OT: | Taht el Karmouss, Taht alshajra | ||
Regie: | Erige Sehiri | ||
Drehbuch: | Erige Sehiri, Ghalya Lacroix, Peggy Hamann | ||
Produktionsland: | Tunesien, Schweiz, Frankreich, Katar, Deutschland 2022 | ||
Produktion: | Henia Production, Maneki Films, Akka films, In Good Company, WCF | ||
Cast: | Fide Fdhili, Feten Fdhili, Ameni Fdhili, Samar Sifi, Leila Ouhebi | ||
Länge: | 92 min. | ||
Sprache: | arabische OF / englische UT | ||
Deutscher Verleih: | / | ||
Festivals: | Cannes, München, Toronto, London, Reykjavik, Rio, Montpellier, Valencia, Viennale u.v.a. |
Offizieller Auslands-Oscar-Kandidat 2023 von Tunesien.