Synopsis

Gleich zu Beginn eine mysteriöse Bilderfolge, die unterschiedliche Ansichten von Boliviens Hauptstadt La Paz porträtiert: Volle Straßen, beschmierte Wände, eine Demonstration. Langsam umkreist Regisseur Kiro Russo mit seinem sensationellen zweiten Langfilm zunächst seinen Spielort und findet mitten im wütenden Getümmel der Straßen mit dem Bergarbeiter Elder (Julio César Ticona) auch seine Hauptfigur. Elder ist zu Fuß nach La Paz marschiert, um gegen die Ausbeutung der indigenen Arbeiter zu demonstrieren. Vor Ort wird er von einer alten Verwandten empfangen. Sie sucht Arbeit für ihn und seine Freunde, doch Elder wird plötzlich heftig krank. Seine Lungen sind voller Staub, er wird schwach und droht zu sterben. Das ruft den mysteriösen Obdachlosen Max (Max Eduardo Bautista Uchasara) auf den Plan, der sich an einem Exorzismus versucht. Natur und Moderne gehen bei Russo eine magische Verbindung ein. Dadurch spricht der Regisseur nicht nur von sozialen Missständen im heutigen Bolivien, sondern eröffnet seinen Figuren einen mythisch-schamanistischen Weg, die eigene Identität neu zu erkunden. Die audiovisuellen Strategien, die er dafür bedient, kennt man aus dem Kino von Regisseuren wie Apichatpong Weerasethakul oder Jia Zhangke. Russo setzt auf Geistergeschichten in der harschen Realität einer dokumentarisch erfassten Gegenwart. Ein Film wie eine trancehafte Erfahrung. Das machte „El Gran Movimiento“ bei seiner Premiere in Venedig zum Geheimtipp und brachte dem Regisseur den Special Jury-Preis in der wichtigsten Nebensektion Orizzonti ein.

Around the World in 14 Films 2021, präsentiert von Burhan Qurbani

Credits

+++ Berlin-Premiere +++

OT: El Gran Movimiento
Regie: Kiro Russo
Drehbuch: Kiro Russo
Produktionsland: Bolivien, Frankreich, Katar, Schweiz 2021
Produktion: Socavón, Altamar Films, Doha Film Institute, Bord Cadre Films, Sovereign Films
Cast: Julio César Ticona, Max Bautista Uchasara, Francisca Arce de Aro, Israel Hurtado
Länge: 85 min.
Sprache: spanische OF / englische UT
Deutscher Verleih: /
Festivals: Venedig, San Sebastián, Hamburg, New York, Gent, Viennale
Preise: Venedig Spezial Jury Preis Orizzonti

Offizieller Auslands-Oscar-Kandidat 2022 von Bolivien