Synopsis

Jessica Holland (Tilda Swinton) hört einen Knall. Immer wieder ertönt der dumpfe, tiefe Schlag und sie weiß einfach nicht, woher das kommen kann. Die Schottin, die gerade durch Kolumbien reist, um auch ihre Schwester zu besuchen, beginnt sich nach dem Ursprung dieses Knalls zu machen. Sie fragt zunächst einen Toningenieur, der ihr dabei helfen soll, das Geräusch zu reproduzieren. Doch selbst danach hört das Ereignis nicht auf. Jessica beginnt sich dem wiederkehrenden Phänomen hinzugeben und versucht sich auch die Gestalt und den Ursprung der Klänge vorzustellen. Damit driftet die immer stärker aus dem Alltag heraus, aus der Stadt aufs Land und dann in den Dschungel, in dem sie zwei außergewöhnliche Begegnungen erwarten. Niemand steht im modernen Autorenkino so sehr für traumwandlerische Bilderwelten wie der mehrfach ausgezeichnete und gefeierte thailändische Regisseur und Künstler Apichatpong Weerasethakul. Zum ersten Mal hat er für „Memoria“ außerhalb seiner Heimat gedreht. Kolumbien wird bei ihm zu einer nahezu apokalyptischen Endstation für die Hauptfigur, die exzellent von einer immer ätherischer werdenden Tilda Swinton verkörpert wird. Gemeinsam erzeugen sie einen hypnotischen Trip, der Leben, Wiedergeburt und Seelenwanderung zusammenführt. Diese kontemplative Expedition in den Dschungel der Existenz ist deutlich und mysteriös zu gleich. Langsam bauen sich die Bilder zu einem sensationellen Schock zusammen, den Weerasethakul in einem unvergesslichen letzten Bild kulminieren lässt. Künstlerisch erreicht er hier eine neue Qualität, was auch die Jury in Cannes dieses Jahr verstanden hat und ihm den Preis der Jury verlieh. „Memoria“ ist ein seltenes Geschenk von einem Film. Ein Kino, das heilt und vergibt. Eine Seltenheit, wenn man sich das zunehmend gewalttätige und Wunden reißende Autorenkino der Gegenwart betrachtet. Kurzum: Meisterwerk.

Around the World in 14 Films 2021, präsentiert von Helene Hegemann

Credits

+++ Hommage Apichatpong Weerasethakul – Berlin-Premiere +++

OT: Memoria
Regie: Apichatpong Weerasethakul
Drehbuch: Apichatpong Weerasethakul
Produktionsland: Kolumbien, Thailand, Großbritannien, Mexiko, Frankreich, China, Taiwan 2021
Produktion: Illuminations F., Burning, Kick the Machine, Anna Sanders, Match Factory u.a.
Cast: Tilda Swinton, Elkin Díaz, Jeanne Balibar, Juan Pablo Urrego, Daniel Giménez Cacho
Länge: 136 min.
Sprache: spanisch englische OF / englische UT
Deutsche Rechte: MUBI
Festivals: Cannes, Marseille, Karlovy Vary, Toronto, Helsinki, New York, Vancouver, Busan
Preise: Cannes Jurypreis

Offizieller Auslands-Oscar-Kandidat 2022 von Thailand