Synopsis

Ein namenloser Flüchtling entkommt im Jahr 1975 in der chinesischen Provinz Guangzhou einem Gefangenenlager und taumelt durch die Wüste, bis er auf das Wanderkino von „Mr. Movie“ trifft, der durch die Gegend tourt, um vor allem den Propagandafilm „Heroische Söhne und Töchter“ von 1964 zu zeigen. Dort lauert aber auch schon das Waisenmädchen Liu, die probiert, die Filmrollen zu stehlen. Der Flüchtling erwischt sie und es beginnt eine lakonische Jagd auf das kostbare Zelluloid inmitten der chinesischen Wüstenlandschaft. Der chinesische Regisseur Zhang Yimou verbeugt sich in seinem schönen, liebenswerten und simplen Film vor der Kraft und Magie des Kinos. Anhand der drei Hauptfiguren zeigt er, welche unterschiedlichen Bedeutungen zu Zeiten der chinesischen Kulturrevolution Filme haben konnten. Mr. Movie möchte sich als strammer Parteisoldat erweisen, indem er die Propaganda in die Köpfe der Bevölkerung bringt. Das Waisenmädchen will das kostbare Zelluloid verkaufen. Und der Flüchtling hat einen sehr privaten und romantischen Grund, wieso er unbedingt eine Sekunde der letzten Rolle von „Heroische Söhne und Töchter“ sehen muss. Anders als seine letzten groß budgetierten und leicht generischen Genrefilme, kehrt Zhang zurück zur sentimentalen Romantik seiner früheren Filme wie „Heimweg“ oder „Die Geschichte Qui Ju“, in denen anhand konkreter Schicksale die Folgen der chinesischen Kulturevolution schilderte. „One Second“ wurde wegen angeblicher „technischer Schwierigkeiten“ aus dem Wettbewerb der 69. Berlinale gezogen. Erst nachdem Zhang Yimou eine Minute (!) des Films herausgeschnitten hatte, durfte „One Second“ international gezeigt werden. Glücklicherweise verliert der Film dadurch nichts von seiner an Buster Keaton erinnernden Komik und herzerwärmenden Empathie. Für den Wunderregisseur des sogenannten 5. Generation chinesischer Filmemacher ist dieses Werk auf jeden Fall eine Wiedergeburt!

Around the World in 14 Films 2021, präsentiert von Bert Rebhandl

Credits

+++ Deutschland-Premiere +++

OT: Yi miao zhong
Regie: Zhang Yimou
Drehbuch: Geling Jan, Zhang Yimou, Jingzhi Zou
Produktionsland: China, Hong Kong 2020
Produktion: Huanxi Media Group Dong Ping
Cast: Zhang Yi, Liu Haocun, Fan We
Länge: 104 min.
Sprache: mandarin OF / englische UT
Deutscher Verleih: /
Festivals: San Sebastián, Toronto, Zürich, Vancouver, Busan, El Gouna, Chicago, Rom
Preise: mehr als 20 Preise u.a. Asian Film Awards, Faro, Golden Screenwriters, To Ten