Grußwort

Bernhard Karl – (c) Bernhard Schmidt

Liebe Filmfreundinnen und Filmfreunde,

herzlich willkommen zu unserer zwölften cineastischen Weltreise AROUND THE WORLD IN 14 FILMS. Das „Festival der Festivals“ lädt Sie wieder herzlich ein, die aus unserer Sicht wichtigsten Werke des internationalen Kinojahres als Berlin-Premieren zu erleben. Wir präsentieren insgesamt 24 Highlights der Festivals von Cannes, Locarno, Venedig, Toronto und San Sebastián, persönlich vorgestellt von deutschen Regisseur/innen, Schauspieler/innen und weiteren Kulturpersönlichkeiten. Einige der Filme feiern bei uns Ihr Preview vor einem deutschen Kinostart. Unsere Erfahrung zeigt, dass viele dieser besonderen Filme auch eine besondere Aufmerksamkeit brauchen, um mehr und viele Zuschauer zu finden. Diese Filme benötigen schon weit im Vorfeld volle Unterstützung, damit sie nicht, wie traurigerweise viele andere Filme unserer Auswahl, zum letzten Mal auf einer deutschen Leinwand zu erleben sind. Eine der ernüchternden Tatsachen unserer künstlerisch unterrepräsentierten Kinolandschaft. Ob mit oder ohne Verleih, wir wollen den für uns herausragenden Werken des Jahres das bestmögliche Forum bieten. Mein ganz besonderer Dank gilt unserem treuen Hauptförderer, dem Auswärtigen Amt, und unseren vier Hauptsponsoren ARTE, AUDI City Berlin, der CineStar-Gruppe (Kino in der KulturBrauerei) und KWK (Karl Wilhelm Kayser) sowie allen Partnern, Unterstützern und meinem großartigen Team. Wir wünschen Ihnen zehn Kinoabende voller Inspiration, begleitet von vielen Begegnungen und überraschenden Einblicken in vielfältige Welten rund um den Globus.

Bernhard Karl
Festivaldirektor


Interview

Around the World in 14 Films 2017 – 12 Fragen an Festivalleiter Bernhard Karl

Wieso habt Ihr Euch für „Loveless“ als Eröffnungsfilm entschieden?
Unser Eröffnungsfilm sollte folgende Kriterien erfüllen: Ein für einen Festival-Eröffnungsfilm ungewöhnlich radikal künstlerisches Werk. Ein Film eines etablierten Weltstars des Arthouse-Kinos. Ein Film möglichst aus einem politisch „angespannten“ Land. Ein Film, der von Regisseur, Produzent oder Hauptdarsteller am Abend repräsentiert wird. Alle Kriterien erfüllt „Loveless“ perfekt.

Welche Bonbons erwarten die Festivalbesucher dieses Jahr noch?
Ein ungewöhnlich reiches nordamerikanisches Line-Up mit gleich fünf Stimmen aus oder über die USA mit allen US-Cannes-Highlights diesen Jahres, inklusive der Deutschlandpremiere von Lynne Ramsays/Joaquin Phoenix’ Cannes-Geheimfavorit „You were never really here“ (DT: „A Beautiful Day“). Ein entdeckungs-freudiges Europa mit italienischen, portugiesischen und belgischen Überraschungen. Ein schillerndes Asien mit Khyentse Norbu, Wang Bing und Hong Sang-soo. Eine politisch widerborstiges Türkei, Russland, Iran. Eine deutsch-österreichische Nacht mit den Highlights aus Locarno und San Sebastián. Eine französische Nacht mit Altmeisterin Claire Denis und Jungentdeckung Léa Mysius. Und Neues von Denis Côté, Amat Escalante und vom Weltkünstler Ben Russell!

Welcher Zeitgeist spiegelt sich in der Filmauswahl des diesjährigen Festivals wieder?
Die Filme sind: politisch zähneknirschend und laut gegen die Folgen der Ausbeutung von Mensch und Natur, sozial auf den Barrikaden gegen männliche Dominanz und Ignoranz, gesellschaftlich mit pochendem Herzen auf der Seite der größten Opfer − der Kinder. Und sie sind ästhetisch wagemutig und innovativ sowie doku-mentarisch, anti-illusionistisch, drastisch.

Jeden Abend sind ja immer ganz besondere Künstler*innen als Paten am Start. Magst Du was über dieses Konzept sagen?
Künstlerisches Kino braucht viel Kommunikation und persönliche Unterstützung in einer deutschen Kinolandschaft, die von nordamerikanischen Unterhaltungsmustern beherrscht wird. Indem wir jedem der insgesamt 24 Filme (14 Films + 10 Specials) eine/n „Filmpaten/in“ als persönlichen „Bürgen“ für einen Film live im Kino voranstellen, schaffen wir eine notwendige Debatte über die Filme genauso wie erhöhte öffentliche Aufmerksamkeit.

Wie findest Du die tollen Projekte bzw. wie finden die Filme & Filmemacher*innen Dich?
Ich sichte jedes Jahr praktisch das gesamte Programm der 12 wichtigsten Filmfestivals der Welt, die ich besuche. In meiner Eigenschaft als Internationaler Programmer beim Filmfest München habe ich dazu haupt-beruflich beste Gelegenheit.

Wer ist für Dich das vielversprechendste Nachwuchstalent 2017?
Léa Mysius aus Frankreich mit dem Film, der unser diesjähriges Plakatmotiv liefert: „Ava“.

Erzähl doch mal aus Deinem aktuellen Alltag. Eine Woche vor Festivalbeginn?
Entspannen. Alle 20 Mitarbeiter bei guter Laune und Motivation halten. Immer Anlaufpunkt für Marketing, Management, Film Traffic, Presse oder Gast- und Paten-Fragen bleiben bei gleichzeitigem mentalen Rückzug. Kein Alkohol, viel Schlaf, um den See spazieren und in die Schwimmhalle gehen … und natürlich einige Radio- oder Zeitungsinterviews!

Was wünschst Du dir, das die Besucher vom Festival mitnehmen?
Freude, Inspiration und Faszination für all das, was es kaum mehr auf deutschen Leinwänden zu sehen gibt, schon gar nicht auf großen, und in bequemen, großräumigen Kinos!

Dein engstes Team ist Dir seit Jahren treu. Das ist nicht selbstverständlich. Wie machst Du das und was machen sie für Dich?
Menschliche Zuwendung, Ehrlichkeit und Offenheit. Und das totale leidenschaftliche Fieber wie am ersten Tag für das Kino, das wir lieben.

Neben Deiner Tätigkeit als Festivaldirektor bist Du Internationaler Programmer beim Filmfest München. Trennst Du die beiden Arbeiten oder ist alles ein organisches Zusammenspiel?
Ein Zusammenspiel. Meine wundervolle Chefin, die Leiterin des Filmfest München, Diana Iljine, liebt und unterstützt Around the World komplett und sieht die Kraft der Synergie beider Tätigkeiten. Das macht all dies erst möglich.

Zwölf Jahre Festival – was waren bislang Deine schönsten Momente?
Immer wieder der allererste, als der chinesische Starregisseur Lou Ye vor Beginn unseres Festivaldebüts 2006 am Hauptbahnhof Berlin stand und ich da erst realisieren konnte, dass das Ding wirklich existiert!

Was sind Deine Ziele für die kommenden zwölf Festivaljahre?
Ruhiger werden und eine Familie gründen (with a smile).

Vielen Dank für das Gespräch!

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Mit freundlicher Genehmigung von Casting Network und out takes


Das Programm 2017 – eine cineastische Weltreise in 14 + 10 Stationen

„Loveless“ R. Andrey Zvyagintsev (Opening Night), „A Skin so Soft“ R. Denis Côté (Kanada), „The Florida Project“ R. Sean Baker (USA), „The Untamed“ R. Amat Escalante (Mexiko), „Gabriel and the mountain“ R. Fellipe Barbosa (Brasilien / Ostafrika), „I am not a Witch“ R. Rungano Nyoni (Sambia / Wales), „Pio – A Ciambra“ R. Jonas Carpignano (Italien), „The Nothing Factory“ R. Pedro Pinho (Portugal), „Home“ R. Fien Troch (Belgien), „Die Sanfte“ R. Sergey Loznitsa (Russland), „Clair Obscur“ R. Yesim Ustaoglu (Türkei), „A Man of Integrity“ R. Mohammad Rasoulof (Iran), „Hema Hema: Sing me a song while I wait“ R. Kyentse Norbu (Bhutan), „Mrs. Fang“ R. Wang Bing (China), „The Day After“ R. Hong Sangsoo (Korea), „Good Luck“ R. Ben Russell (Matinee + Kurzfilm „Phantasiesätze“ R. Dane Komljen), „Licht“ R. Barbara Albert (German Austrian Night), „Freiheit“ R. Jan Speckenbach (German Austrian Night), „Lucky“ R. John Carroll Lynch (American Night), „The Rider“ R. Chloé Zhao (American Night), „Meine schöne innere Sonne – Isabelle und ihre Liebhaber“ R. Claire Denis (French Night), „Ava“ R. Léa Mysius (French Night), „A Beautiful Day“ R. Lynne Ramsay (Closing Night), „The Killing of a Sacred Deer“ R. Yorgos Lanthimos (Closing Night). Zum Zeitplan 2017 …


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