Grußwort

Bernhard Karl – © Bernhard Schmidt

Liebe Filmfreundinnen und Filmfreunde,

herzlich willkommen zur cineastischen Weltreise mit AROUND THE WORLD IN 14 FILMS, einem Jubiläumsjahrgang mit 14 Filmen plus 14 „Special Screenings“. Mit fünf Deutschland- und 23 Berlin-Premieren präsentieren wir die aus unserer Sicht überragenden Filme dieses Jahres, entdeckt bei den wichtigsten Filmfestivals der Welt in Sundance, Cannes, Locarno, Venedig und Toronto. Alle 28 Filme werden von spannenden Kulturpersönlichkeiten persönlich vorgestellt und diskutiert. Wir sind glücklich über unsere zweite Kooperation mit der Berlinale: Wir zeigen ein weiteres Jahres-„Best of“ aktueller Produktionen des „World Cinema Fund“. Diese waren noch nicht in Berlin zu sehen und feierten ihre erfolgreiche Weltpremiere in Cannes, Locarno und Venedig. Und wir freuen uns sehr, zum ersten Mal den ARRI Media-Preis für Beste Regie im Rahmen unseres Festivals vergeben zu dürfen.
Unser ganz besonderer Dank gilt erneut unserem Hauptförderer, dem Auswärtigen Amt, unseren Hauptsponsoren AUDI City Berlin, ARTE, der CineStar-Gruppe (Kino in der KulturBrauerei) und KWK (Karl Wilhelm Kayser) sowie allen Partnern, Unterstützern und einem unersetzlichen Team. Wir freuen uns auf zehn magische Kinoabende und viele bereichernde Begegnungen mit Filmen aus Peru bis Australien.

Bernhard Karl & Susanne Bieger
Festivalleitung


Bernhard Karl im Interview

Around the World in 14 Films 2019

Der neue Terrence-Malick-Film, „Ein verborgenes Leben“ mit August Diehl, ist als Auftakt eine wahre Perle! Wie viel Arbeit war es diesen Film zu bekommen?
In der Tat mussten wir uns etwas gedulden. Ich bin mit dem deutschen Verleih Pandora in enger Verbindung, seitdem ich die Weltpremiere in Cannes erleben konnte. Für mich ist „Ein verborgenes Leben“ einer der Filme des Jahres, vor allem auch inhaltlich. Der Film war zum Filmfest München, wo ich verantwortlich für das internationale Programm bin, noch nicht lieferbar. Umso mehr freue ich mich, dass sich Pandora Mitte Oktober für unser Festival als Ort für die Deutschlandpremiere entschieden hat. Eine echte Ehre für uns und der beste Eröffnungsfilm, den ich mir in diesem Jahr vorstellen konnte.

Wo findest Du jedes Jahr Deine Perlen und musst Du tief tauchen, um sie zu bergen?
Der Markt ist mittlerweile doch sehr konzentriert auf die prägenden A-Festivals. Dort kann man den allergrößten Teil der stärksten Filme des Jahres sehen. In Sundance, Cannes, Locarno, Venedig, Toronto und San Sebastián. Ich fahre zwar auf einige andere Festivals und sehe deren Line-Ups, aber in den letzten Jahren sind, ehrlich gesagt, deren Programme doch deutlich schwächer geworden. Wer also die Line-Ups der genannten kennt, hat meiner Erfahrung nach die allermeisten herausragenden Films des Jahres gesehen.

Wie viele Festivals besuchst Du im Jahr?
Durchschnittlich zwölf rund um den Globus.

Was ist dieses Jahr Dein persönliches Highlight?
Leider keine große „Entdeckung“ – es bleibt dann doch Cannes als beste Schatzkiste. Die rund 85 neuen Filme dort sind zu 50 Prozent zumindest sehr diskutabel, und sie bieten einen fantastischen Ausschnitt des jeweiligen „State of the Art“. Venedig ist dagegen, einfach durch sein Ambiente – ich wohne immer noch auf der Hauptinsel und fahre jeden Tag zum Lido rüber, nachdem ich die Piazza San Marco so um acht Uhr herum überquere – nicht zu toppen!

Gibt es 2019 ein konkretes Thema, was die Filme verbindet wie Umweltsorgen, Hoffnungslosigkeit, Isolation der Gesellschaft, Digitalisierung etc.?
Ja, ich sehe deutlich die Zivilcourage als das Thema unserer Zeit. Sie bekommt eine wachsende Relevanz in den Filmen. Deshalb ist „Ein verborgenes Leben“ von Terrence Malick auch der überragende Opening Film 2019. Der passive Widerstand des Protagonisten gegen die kriminelle „Vergewaltigung“ der Nazis kann als Fanal für die immer ungemütlicher werdende Weltlage mit einer neuen Diktatur nach der anderen stehen. Ein zweiter paradigmatischer Film dazu ist „Bacurau“, der die aktuelle politische Zuspitzung in Brasilien wie unter dem Brennglas seziert. Auch das sensationelle peruanische Debüt „Song without a Name“ beschäftigt sich mit der aussichtslosen Situation des einsamen Individuums, das von riesigen gesellschaftspolitischen Kräften zermalmt wird.

Wie kam es, dass 2019 zwei deutsche Filme von zwei Regisseurinnen im Programm sind?
Das deutsche Kino wird wundervollerweise immer mehr durch weibliche Filmautorinnen geprägt. Maren Ade, Helene Hegemann, Anna Zohra Berrached, Maria Schrader, Sonja Heiss oder, aus dem jüngsten Berlinale-Wettbewerb, Nora Fingscheidts „Systemsprenger“, der jetzt mit traumhaften, früher nicht für möglich gehaltenen Ticketverkaufszahlen aufwartet, sind nur einige Beispiele aus den letzten Jahren. Ich freue mich wirklich sehr, mit Ina Weisses „Das Vorspiel“ und Katrin Gebbes „Pelikanblut“ gleich zwei dieser künstlerischen Kaliber an einem Abend, beide geprägt von einer herausragenden deutschen Schauspielerin ihrer Generation, Nina Hoss, vorstellen zu können.

Was erwartet den Besucher in der Brasilianischen Nacht?
Zwei der stärksten Filme des Jahres („Bacurau“ und „Die Sehnsucht der Schwestern Gusmoa“), die unterschiedlicher nicht sein könnten, kommen aus dem ungeheuer spannenden Filmland Brasilien, das sich politisch in einer äußerst prekären Lage befindet. Von zwei der derzeit prägenden brasilianischen Regisseure: Kleber Mendonça Filho (mit Ko-Regisseur Juliano Dornelles) und Karim Aïnouz. Beide waren bereits mit früheren Filmen zu Gast bei 14 Films. Die politische Debatte über die jüngsten Entwicklungen in Brasilien wird den Abend sicher genauso prägen wie diese beiden Filme, beide übrigens Preisträger in Cannes und München.

Gleich zwei Filme laufen zudem als Hommage. Wer wird hier geehrt?
Im letzten Jahr hatten wir Yorgos Lanthimos und Jean-Luc Godard unsere Hommage gewidmet. In diesem Jahr sind es nicht minder wichtige, unbestechliche Autoren des europäischen Kinos, die über die Jahre eine unverwechselbar eigene Filmsprache entwickelt haben. Bertrand Bonello und Pedro Costa sind sich künstlerisch immer treu geblieben und haben in diesem Jahr, wie ich finde, jeweils eines ihrer stärksten Werke abgeliefert. Partner sind dieses Jahr neben ARTE auch der World Cinema Fund (WCF).

Wie drückt sich das im Programm aus?
Nach unserer wundervollen ersten Zusammenarbeit im letzten Jahr mit fünf Filmen an einem Tag, der ausschließlich dem World Cinema Fund gewidmet war, darunter vier aktuelle Werke und ein Film als Rückschau und Wiederaufführung, fiel uns allen die Entscheidung nicht schwer, den ersten Sonntag wieder dieser „kleinen filmischen Weltreise in sich“ zu widmen. Besonders glücklich bin ich über die 35mm-Vorführung und die (unglaublicherweise) Berliner Premiere von Raya Martins avantgardistischem Meisterwerk „Indepencia“, das ich 2009 als deutsche Premiere, zusammen mit dem deutschen Koproduzenten Gerhard Meixner von Razor Film, beim Filmfest München präsentieren durfte.

Dieses Jahr gibt es auch einen neuen Preis für Regisseure …
Ja, und darauf sind wir ganz besonders stolz. Lange haben wir für so einen Preis bei uns geworben und gekämpft. Dass wir nun mit ARRI Media Berlin Mitte, also einen echten „global player“ dafür gewinnen konnten, ist großartig und sehr passend zu unserem „Best of“ des Weltkinos.

Wer sitzt in der Jury?
Die Autorin und Regisseurin und langjährige, treue Filmpatin Helene Hegemann, der hochbegabte junge Regisseur Burhan Qurbani, der auch schon als Pate bei uns war, und Christian Weber vom Berliner Arthouse-Verleih Salzgeber.

Wie wichtig ist Dir das Patenkonzept und auf wen freust Du Dich besonders?
Ich freue mich ganz besonders auf jeden der in diesem Jahr 25 Patinnen und Paten, einem echten „Who is who“ der Berliner Cinephilie und Filmkunst. Der künstlerische Dialog der Weltkulturen innerhalb einer „Weltreise“ geprägt durch herausragende Kulturpersönlichkeiten ist die Kernidee von „Around the World in 14 Films“

Stichwort Filme von Streaming-Anbietern auf Festivals − sollen sie gezeigt werden oder nicht? Bist Du hier eher Cannes-Kritiker oder Venedig-Befürworter?
Da verstehe ich den französischen Purismus, ich halte ihn nur für weltfremd. Die Kooperation, nicht die Ausgrenzung, so meine ich, kann den Ort „Kino“ erhalten und den Filmen ihren eigentlichen Ort geben.

Wie wichtig ist der Ort Kino für Dich?
So wichtig wie für einen tibetischen Mönch das Kloster.

Man darf also gespannt sein – vielen lieben Dank für das Interview!

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Mit freundlicher Genehmigung von Casting Network und out takes


Das Programm 2019 – eine cineastische Weltreise in 14 + 14 Stationen

„Ein verborgenes Leben“ R. Terrence Malick (Opening Night), „Honey Boy“ R. Alma Har’el (USA), „Song Without a Name“ R. Melina León (Peru), „Papicha“ R. Mounia Meddour (Algerien), „Animals“ R. Sophie Hyde (Irland), „Deerskin“ R. Quentin Dupieux (Frankreich), „Fire Will Come“ R. Oliver Laxe (Spanien), „Martin Eden“ R. Pietro Marcello (Italien), „Angelo“ R. Markus Schleinzer (Österreich), „The Painted Bird“ R. Václav Marhoul (Tschechien), „La Gomera“ R. Corneliu Porumboiu (Rumänien), „Beanpole“ R. Kantemir Balagov (Russland), „Vom Gießen des Zitronenbaums“ R. Elia Suleiman (Palästina), „The Wild Goose Lake“ R. Yi’nan Diao (China), „Babyteeth“ R. Shannon Murphy (Australien), „Das Vorspiel“ R. Ina Weisse (German Night), „Pelikanblut“ R. Katrin Gebbe (German Night), „Bacurau“ R. Kleber Mendonça Filho, Juliano Dornelles (Brasilian Night), „Die Sehnsucht der Schwestern Gusmão“ R. Karim Aïnouz (Brasilian Night), „Zombi Child“ R. Bertrand Bonello (Hommage Bertrand Bonello), „Vitalina Varela“ R. Pedro Costa (Hommage Pedro Costa), „The Fever“ R. Maya Da-rin (Berlinale Spotlight World Cinema Fund / Brasilien), „Tlamess“ R. Ala Eddine Slim (Berlinale Spotlight World Cinema Fund / Tunesien), „You Will Die at Twenty“ R. Amjad Abu Alala (Berlinale Spotlight World Cinema Fund / Sudan), „The Orphanage“ R. Shahrbanoo Sadat (Berlinale Spotlight World Cinema Fund / Afghanistan), „Independencia“ R. Raya Martin (Berlinale Spotlight World Cinema Fund / Philippinen), „Seberg“ R. Benedict Andrews (Closing Night) und „The Farewell“ R. Lulu Wang (Closing Night)

Zum Filmplaner 2019 …


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