Synopsis

In seinem ersten in Südkorea gedrehten Film „Broker“ befasst sich der japanische Meisterregisseur Hirokazu Koreeda mit einem Phänomen, das perfekt zu seinem Interesse an Themen wie familiärer Intimität und gesellschaftlicher Ablehnung passt. Im Zentrum seiner Geschichte steht diesmal eine Praxis, die in Korea unter dem Begriff „Boxbabys“ bekannt ist. Damit werden Säuglinge bezeichnet, die von ihren Eltern in Babyklappen abgegeben werden. Der titelgebende Makler ist ein Mensch, der die ungewollten Neugeborenen an kinderlose Eltern verkauft. Die Praxis ist illegal und sorgt regelmäßig für große Aufmerksamkeit seitens der Presse und Bevölkerung. Aber Koreeda ist kein Regisseur der Eindeutigkeiten. Seine Perspektive auf diese Praxis ist voller Ambiguitäten. Er erzählt von einer Gruppe von Baby-Maklern, die ein neues Baby verkaufen wollen. Womit die Männer aber nicht rechnen, ist, dass die Mutter des Babys, gequält von Gewissensbissen, sehen möchte, wohin ihr Kind verkauft wird. Sie setzen sich in einen Kleinbus und so beginnt ein klassisches Road Movie quer durch die koreanische Landschaft, um die perfekte Familie für den Kleinen zu finden. Und mit der Zeit aber entwickelt sich die Gruppe im Kleinbus zu einer für Koreeda typischen Ersatzfamilie. Langsam, zärtlich und achtsam ändert sich unser Blick auf das Unterfangen, und der Kinderhandel erhält mit der Zeit sogar etwas Humanes und Tröstliches. Eine bemerkenswerte Wärme geht von diesen Szenen aus, die voller magischer Momente sind, aber auch – und das bestätigt die Inszenierungskunst des japanischen Regisseurs – ein unverhohlener Sinn für Humor, der uns zuletzt in seiner klaren Reinheit im japanischen Kino des großen, legendären Regisseurs Yasujirô Ozu derart direkt ins Herz traf.

Around the World in 14 Films 2022, präsentiert von Anne Ratte-Polle

Credits

+++ Berlin-Premiere +++

OT: Broker
Regie: Hirokazu Koreeda
Drehbuch: Hirokazu Koreeda
Produktionsland: Südkorea 2022
Produktion: Zip Cinema Eugene Lee
Cast: Song Kang-ho, Gang Dong-won, Doona Bae, Lee Joo-Young, Gang Dong-won
Länge: 129 min.
Sprache: koreanische OF / englische UT
Deutscher Verleih: Plaion Pictures
Festivals: Cannes, Jerusalem, Telluride, Toronto, San Sebastián, Busan, Vancouver, Rio de Janeiro u.v.a.
Preise: Cannes Bester Schauspieler und Ökumenische Jury, München ARRI OSRAM Preis