Synopsis

Lav Diaz gilt als moralisches Gewissen des Weltkinos. Oftmals werden vor allem die langen Laufzeiten seiner Filme als Markenzeichen herausgestellt (Filme, die fünf, acht oder zehn Stunden dauern, sind keine Seltenheit). Aber Lav Diaz ist ein Regisseur, dessen Geschichten immer stärker den Charakter eines Dostojewski-Romans annehmen. In seinem neusten Film „When the Waves Are Gone“ erreicht der philippinische Regisseur selbst für seine Verhältnisse eine neue, reife Klarheit in Narration und Visualität. Im Zentrum stehen zwei Freunde, die vor 30 Jahren eine Bank ausgeraubt haben. Einer landet im Gefängnis, der andere flieht mit dem Geld auf seine Heimatinsel zurück und steigt dort zu einem diktatorischen Herrscher auf. Mit dieser Macht sorgt er dafür, dass sein ehemaliger Freund im Gefängnis bleibt. Doch nach langer Zeit gelingt diesem die Flucht. Er sinnt nach Rache. Im Schutz der Sturmsaison nähern sich die ehemaligen Freunde langsam an, bis zur unausweichlichen Konfrontation, die in einem einmaligen Finale dieser Kinosaison mündet. In dieser Parabel über Schuld und Verbrechen, über den kathartischen Effekt von Rache und den moralischen Folgen steckt der Kern des Kinos von Lav Diaz. In präzisen digitalen Schwarzweiß-Aufnahmen erschafft er einen Film voller Duelle und konfliktreicher Konfrontationen. Damit übt er eine vernichtende Kritik am gewalttätigen Zustand seines Landes, indem er den physischen und psychischen Zerfall seiner Figuren auf der Leinwand zeigt, die von der Schuld der mörderischen Vergangenheit geplagt werden. „When the Waves Are Gone“ feierte seine Weltpremiere bei den Filmfestspielen von Venedig in der wichtigen Nebenreihe Orizzonti und gewann dort den Preis für die beste Regie.

Around the World in 14 Films 2022

Gefördert vom World Cinema Fund (WCF) der Berlinale

Credits

+++ Berlin-Premiere +++

OT: Kapag wala nang mga alon
Regie: Lav Diaz
Drehbuch: Lav Diaz
Produktionsland: Philippinen, Frankreich, Dänemark, Portugal 2022
Produktion: Epicmedia, Films Boutique, Rosa Filmes, Snowglobe, Arte France, WCF
Cast: John Lloyd Cruz, Ronnie Lazaro, Shamaine Centenera-Buencamino, Dms Boongaling
Länge: 187 min.
Sprache: philippinische OF / englische UT
Deutscher Verleih: /
Festivals: Venedig, Busan, Gent, Rio, Tokyo, Viennale, Hong Kong, Taipeh u.v.a.