Synopsis

Don Diego de Zama, ein in Südamerika geborener Offizier der Spanischen Krone, sitzt in einem Provinzort an der Küste fest. Sehnlichst erwartet er einen Brief des Königs, der ihm eine Versetzung nach Buenos Aires mitteilen soll, wo er ein neues Leben beginnen möchte. Nichts soll seine gewünschte Versetzung gefährden, was Zama dazu zwingt, jede Anweisung untertänigst zu befolgen, die ihm von den zuständigen Gouverneuren zugetragen wird. Doch während die Gouverneure kommen und gehen, bleibt der ersehnte Brief des Königs aus. Nach Jahren des vergeblichen Wartens beschließt Zama, sich einer Gruppe von Soldaten anzuschließen, die einen gefährlichen Banditen jagen. (Grandfilm) Lucrecia Martel hat mit „Zama“ den vielleicht ultimativen filmischen Exorzismus geschaffen. Obwohl die Geschichte im historischen Kostüm des 17. Jahrhunderts daherkommt, versteckt sich hinter diesen hypnotisch-expressiven Urwald-Bildern eine Abrechnung mit den Ursprüngen des Kapitalismus und der Globalisierung. Martel thematisiert die hässlichen Anfänge des europäischen Kolonialismus samt Rassismus und Klassismus. Basierend auf einem Roman von Antonio de Benedetto (der gerne als argentinischer Dostojewski bezeichnet wird) erschafft Martel mit Don Diego de Zama eine unglaublich ambivalente Kino-Figur: Denn solange wir mit Diegos Verstrickung in das koloniale Herrschaftssystem sympathisieren, können wir das grundlegende, banale Übel der Welt nicht leugnen, das er mitgeschaffen und dem er zugestimmt hat. Hat Diego die Strafe verdient, die ihn erwartet? Die Antwort auf die Frage führt uns zur Wurzel der Heuchelei eines bis heute etablierten Unterdrückungssystems. „Zama“ ist ein Röntgenbild unserer Gegenwart. Ein großer Wurf, der nur alle paar Jahre die Kinoleinwand erreicht.

Around the World in 14 Films 2021, präsentiert von Vincenzo Bugno

In Kooperation mit dem World Cinema Fund (WCF) der Berlinale

Credits

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OT: Zama
Regie: Lucrecia Martel
Drehbuch: Antonio Di Benedetto, Lucrecia Martel
Produktionsland: Argentinien, Brasilien, Spanien, Frankreich, Niederlande, Mexiko, Portugal, USA 2017
Produktion: Rei Cine, Bananeira Filmes, El Deseo, Patagonik, MPM Film, Canana, Lemming Film / Ausführende Produzenten: Pablo Cruz, Gael García Bernal, Diego Luna
Cast: Daniel Giménez Cacho, Lola Dueñas, Matheus Nachtergaele, Juan Minujín, Rafael Spregelburd
Länge: 115 min.
Sprache: spanische OF / deutsche UT
Deutscher Verleih: Grandfilm
Festivals: Venedig, Toronto, New York, Haifa, Rio, London, Mumbai, Busan, Sao Paolo, München u.v.a.
Preise: Mehr als 40 Preise weltweit, darunter zehn argentinische Filmpreise, Basel, Havanna, Rotterdam