Willkommen!
Das war die 17. Ausgabe von AROUND THE WORLD IN 14 FILMS. Sie fand vom 1. bis 10. Dezember 2022 im Kino in der KulturBrauerei sowie erneut in den Kinos delphi LUX und Neues Off statt.
Rückblick: Programm 2022 – eine cineastische Weltreise in 14 & 14 Stationen
Grußwort 2022
Liebe Filmfreundinnen und Filmfreunde,
mit großer Freude begrüßen wir Euch zu unserer 17. Kino-Weltreise bei Around The World In 14 Films! Nach zwei Ausgaben unter sehr besonderen, eingeschränkten Vorzeichen sind wir nun glücklich in vorpandemischer Form zurück. Und nach fantastischer Zusammenarbeit in 2021 sind wir zum zweiten Mal in drei Kinos der Stadt! Zu unserem angestammten Festivalkino in der Kulturbrauerei gesellen wieder zwei wunderschöne Leinwände: die Kinos der Yorck-Gruppe delphi LUX und Neues Off. Die Kern-Kinoweltreise der Entdeckungen des Jahres im „14 Films-Wettbewerb“, umrahmt von 14 „Special Screenings“, darunter zwei Deutschland- und 26 Berlin-Premieren, sind wie gewohnt ein echtes „Very Best Of“ aus Cannes, Locarno und Venedig 2022. Wir sind stolz auf unsere vierte Kooperation mit der Berlinale und zeigen ein weiteres „Best of“ des „World Cinema Fund“ des Jahres. Dazu vergeben wir zum zweiten Mal den BASIS BERLIN POSTPRODUCTION PREIS für Beste Regie. Unser ganz besonderer Dank gilt unserem treu zu uns stehenden Hauptförderer, dem Auswärtigen Amt, und unseren Hauptsponsoren, angeführt von AUDI City Berlin, ARTE, der CineStar-Gruppe und KWK (Karl Wilhelm Kayser). Tausend Dank auch allen Partnern, Unterstützern und unserem engagierten Team. Wir freuen uns diesmal auf ein unvergessliches Live-Erlebnis des internationalen Weltkinos von Chile bis Tahiti!
Bernhard Karl & Susanne Bieger
Festivalleitung
Bernhard Karl im Interview
Around the World in 14 Films 2022
Mia Hansen-Løves Film „An einem schönen Morgen“ als Auftakt zur Eröffnung ist eine wahre Perle!
Wie viel Arbeit war es diesen bereits in Cannes gezeigten Film vor seinem Kinostart am 8. Dezember zu bekommen?
Ja, eine perfekte Eröffnung für uns! Wie häufig hatten Susanne und ich den Film in Cannes bei der allerersten Vorführung in der Quinzaine gesehen und uns sofort abgestimmt, dass wir den deutschen Koproduzenten Roman Paul von Razor Film kontaktieren. Beim Kuratieren ist zwar auch „ruhig Blut“ gefordert, also genau zu überlegen, welcher Film wo und wie passt und präsentiert werden soll, am wichtigsten ist allerdings die spür-bare Leidenschaft für ein Werk. Razor Film und der deutsche Kinoverleih Weltkino, der damals schon feststand, haben, denke ich, diese Passion unmittelbar übermittelt bekommen.
Wo finden – Susanne Bieger und Du – jedes Jahr Eure Schätze und musst Du/Ihr dafür tief tauchen, um sie zu bergen?
Wir konzentrieren uns zunächst auf Sundance, Cannes, Venedig, Locarno und San Sebastián, und sehen dort jeweils im Grunde alle Filme, vor allem auch in sämtlichen Reihen! Falls uns darüber hinaus ein Film total „flasht“, der dort nicht lief, verweigern wir uns diesem natürlich nicht, klar (smiley)! Die deutsche Auswahl beim Filmfest München ist auch sehr wichtig, was den oder die deutschen Filme bei uns betrifft.
Was erwartet den Besucher*innen dieses Jahr: Gibt es 2022 ein konkretes Thema, welches die Filme verbindet wie Krieg, Umweltsorgen, Hoffnungslosigkeit Isolation in der Gesellschaft, Digitalisierung?
Die Suche nach dem individuellen Lebensglück erscheint mir das Thema unserer Zeit. Von Chile bis Tahiti versuchen sich die Menschen, dem übermenschlichen Kampf mit den politisch, gesellschaftlich-sozialen Fallstricken der Welt zu stellen und machen sich auf, Schmied ihres eigenen Schicksals zu werden!
Was ist dieses Jahr Dein persönliches Highlight?
Eindeutig „Pacifiction“ von Albert Serra. Für mich die eigentliche „Goldene Palme“ von Cannes 2022. Wir hatten schon mit Alberts „Birdsong“, mit den heiligen drei Königen auf der Suche nach dem Messias, das gewagteste Opening, das man sich denken kann. Jetzt also Benoît Magimel als französischer Verwalter des atomtestgefährdeten Archipels Tahiti – eine Sensation!
Was war die größte Herausforderung in diesem Jahr? Ihr bespielt nun ja 3 Kinostätten …
Die Kostenexplosionen überall und die Folgen der Pandemie, wenig überraschend. Das Kino kämpft um seine Grundexistenz!
Für Deutschland schickst Du „The Ordinaries“ ins Rennen.
Wie bist Du auf den First Steps-Gewinner*innenfilm aufmerksam geworden?
Entdeckt habe ich den beim Filmfest München, bei welchem ich ja für das Internationale Programm mitverantwortlich zeichne. Mein Freund und Künstlerischer Leiter des Filmfest München, Christoph Gröner, hatte den Film zu einem frühen Stadium gesichtet und erzählte mir schon bevor „The Ordinaries“ dann bei uns in München so erfolgreich war, dass er etwas extrem Besonderes gesehen hätte.
Von Chile bis zu den Philippinen: 14 Filme bilden den Kern des Festivals?
Wie kam es zu dieser selbst im Namen implementierten Anzahl?
Ich wollte damals vor 17 Jahren Filme aus allen für das Kino wichtigen Weltregionen in einer überschaubaren, extrem reduzierten Form präsentieren – alle als Berlin-Premieren. Ich zählte für mich die groben Regionen, auch politisch, und kam auf 14. Sowohl das Festival als auch die Besetzung dieser „14“ haben natürlich einen gewissen Wandel durchgemacht, wie alles im Leben.
Ein weiterer Fokus liegt dieses Jahr auf iranischen Filmen. Magst Du uns das mal skizzieren?
Der Iran ist politisch und kulturell ein ganz besonders wichtiges, spannendes und auch herausforderndes Land. Die extrem kultivierte Erziehung und Bildung vieler Iraner steht in krassem Widerspruch zur geistigen und geistlichen, politischen Führung. Ich frage mich, wie lange man diese quasi mittelalterlichen Vorstellungen von Mann und Frau noch gewaltsam und verbrecherisch ins 21. Jahrhundert übertragen kann. Dass jetzt sogar Künstler wie Jafar Panahi und Mohammad Rasoulof, der mehrfach auch bei uns war, im Gefängnis sitzen, erfüllt mich mit Wut und Verzweiflung. Begleitet wird der ganze Wahnsinn von einem extrem fruchtbaren Jahr mit zahllosen starken iranischen Filmen, als ob das Kino die erneute Revolution jetzt auf den Straßen antizipiert hätte. Wir zeigen also gleich drei neue Werke, dabei ist auch die Deutschland-Premiere des Erstlings „Imagine“ von Ali Behrad über moderne Frauen im Iran!
Partner*innen sind dieses Jahr neben Arte auch wieder der World Cinema Fund (WCF).
Wie drückt sich das im Programm aus?
Der World Cinema Fund der Berlinale gleicht in Idee, Konzept und Philosophie sehr unseren Idealen von Film als ästhetische und politische Kultur. Zum nunmehr schon vierten Mal zeigen wir eine kleine Weltreise innerhalb der Weltreise unseres Festivals von sechs Werken einmal rund um den Globus. Aus Argentinien, dem Sudan, Tunesien, der Türkei, Indonesien und dazu den Philippinen (dieser sogar innerhalb der 14 Filme des Wettbewerbs) kommen wahnsinnig spannende Filme, die WCF-gefördert bei uns ihre Berlin-Premiere genießen.
Gibt es wieder den Regiepreis und wer sitzt dieses Jahr in der Jury?
Jawohl! Zum zweiten Mal gestiftet von der BASIS Berlin Postproduction im Wert von 5.000 Euro. Das macht uns stolz und glücklich, dass der „14 Filme-Wettbewerb“ jetzt mit einer tollen Sachleistung dotiert ist. In der Jury sitzen diesmal die Regisseurin Natalia Sinelnikova, die bei der diesjährigen Berlinale mit „Wir könnten genauso gut tot sein“ alle verzaubert hat, der grandiose Filmemacher Lemohang Jeremiah Moseses mit „This is not a burial, its a resurrection“ bei der coronabedingt ausgefallenden Edition 2020 und die wundervolle Berliner Filmjournalistin Susanne Burg vom Deutschlandradio Kultur.
Wie wichtig ist Dir Dein bestehendes Pat*innen-Konzept? Auf wen freust Du Dich besonders?
Die Präsentationsform, dass jeder der 14 plus 14 Filme von einer Patin oder einem Paten präsentiert wird,
gehört absolut zur DNA unseres Festivals. Die künstlerische Diskussionskultur und die unmittelbare dialogische Teilnahme des Publikums sind uns nicht nur wichtig, sie sind geradezu essenziell! Ich freue mich auf alle 28 Patinnen und Paten!
Welches Zukunftsbild/Model wünschst Du Dir fürs Kino?
Eines, das Kino neben Oper, Theater, Konzerthallen und -sälen gleichberechtigt und gleich frequentiert sieht! Eines, das Kino im Lehrplan von Schulen und Universitäten als Teil unserer unumstößlichen Kulturerrungenschaft sieht!
Was ist für Dich an „Around the World“ so einzigartig und unverzichtbar?
Unser sensationelles, internationales, kulturverrücktes und wohl reflektiertes Berliner Publikum!
Interview veröffentlicht am 30. November 2022.
Mit freundlicher Genehmigung von Casting Network und out takes